Mit der grafischen Benutzeroberfläche von RStudio oder Funktionen
Letzte Änderung am 03. Februar 2021
Einleitung
Wir können in R nicht nur selbst Daten erzeugen, sondern selbstverständlich auch externe Dateien unterschiedlichen Typs einlesen. Dabei geschehen in der Regel zwei Dinge: 1) Die Informationen werden ausgelesen und 2) in einem Objekt (oftmals in Form eines Dataframes) gespeichert.
Im Rahmen dieses Kapitels schauen wir uns an, wie wir Dateien aus dem Internet herunterladen, in unseren Arbeitsordner verschieben und anschließend in R einlesen. Wir lernen außerdem, wie wir unser Working Directory setzen können.
Wir lernen drei verschiedene Wege zum Einlesen von Dateien kennen:
Die ersten beiden Wege nutzen die grafische Benutzeroberfläche der Entwicklungsumgebung RStudio, letzterer nutzt direkt Funktionen
.
Exemplarisch schauen wir uns die drei Wege für die Datei neuro.csv an. Wir können mit den vorgestellten Wegen aber auch andere Dateiformate einlesen.
Die Grafische Benutzeroberfläche, oder auch Benutzungsschnittstelle, wird häufig auch mit GUI (Graphical User Interface) abgekürzt. Durch diese kann man mit der Maus auf Symbole und andere Steuerelemente klicken anstatt Funktionen in der Konsole auszuführen (z.B. Weg 1 und Weg 2 zum Daten einlesen).
Die grafische Benutzeroberfläche in der Entwicklungsumgebung RStudio ist viel besser ausgebaut (als die des Basisprogramms R), weswegen wir diese auch nutzen wollen.
Mit dem Working Directory (WD; Arbeitsverzeichnis) legen wir u.a. fest, wo unser aktuelles R-Skript gespeichert wird und wo andere Objekte, die wir aus R exportieren (z.B. Grafiken), standarmäßig (während der aktuellen Sitzung) gespeichert werden.
Das WD müssen wir (in der Regel) in jeder R-Sitzung erneut festlegen.In diesem Abschnitt schauen wir uns an, wie wir Dateien aus dem Internet herunterladen (z.B. aus moodle) und in unseren Arbeitsordner verschieben können. Wir sollten der Übersichtlichkeit halber für jedes neue Projekt einen neuen Ordner anlegen.
Die beiden Schritte schauen wir uns jeweils für das Windows- und Mac-Betriebssystem bzw. die Browser Google Chrome und Safari an.
Dieser Abschnitt ist optional. Wenn du bereits weißt, wie du Daten herunterlädst und verschiebst, kannst du diesen Abschnitt überspringen.
Im nachfolgenden Beispiel wird gezeigt, wie wir unter Benutzung des Browsers Google Chrome eine Datei aus einem Moodle-Kurs herunterladen und in unseren Arbeitsordner verschieben.
Wir begeben uns in den entsprechenden Moodle-Kurs und wählen die Datei mit einem Rechtsklick an, wählen die Option Link speichern unter… sowie den gewünschten Zielordner zur Ablage aus.
Sehr wichtig ist es, sich immer zu merken, in welchem Ordner die heruntergeladene Datei gespeichert wird. Es ist sinnvoll, die Datei bereits jetzt im Arbeitsordner zu speichern (in dem wir unser R-Skript später speichern möchten).
In Google Chrome können wir den Zielordner herausfinden, indem wir rechts oben auf die drei Punkte klickt und den Menüpunkt Downloads anwählen. Es öffnet sich ein neuer Tab im Browser, in dem wir die Option In Ordner anzeigen auswählen können.
Wir wählen die Datei mit einem Rechtsklick im Ordner aus und klicken dann auf die Option Ausschneiden. Im Gegensatz zu Kopieren entfernt das Ausschneiden die Datei auch aus dem ursprünglichen Ordner.
Als nächstes begeben wir uns in unseren Arbeitsordner (ggf. müssen wir diesen vorher noch erstellen). Wir machen einen Rechtsklick und wählen die Option Einfügen aus.
Jetzt befindet sich die Datei in unserem Arbeitsordner und wir können nun RStudio öffnen, um die Datei einzulesen.
Im folgenden Beispiel wird gezeigt, wie wir unter Benutzung des Browsers Safari eine Datei aus einem Moodle-Kurs herunterladen und in unseren Arbeitsordner verschieben.
Wir begeben uns in den entsprechenden Moodle-Kurs und öffnen die Datei im Browser. Dann machen wir einen Rechtsklick (dabei darf nichts markiert sein) und klicken auf Seite sichern unter….
In dem Fenster, welches sich dann öffnet, müssen wir bei Format noch festlegen, dass wir den Quelltext der Seite herunterladen wollen. Wir könnten auch schon unseren Arbeitsordner als Zielordner festlegen.
Manchmal werden wir beim Speichern gefragt, ob die Endung .txt angehängt werden soll (d.h. ob die Datei als Textformat gespeichert werden soll). Das sollten wir verneinen, da ansonsten unser (.csv-)Dateiformat geändert wird.
Oben rechts im Browser sehen wir einen nach unten zeigenden Pfeil . Wenn wir auf diesen klicken, können wir uns die heruntergeladene Datei im Finder anzeigen lassen. Standardmäßig werden heruntergeladene Dateien im Ordner Downloads gespeichert.
Wir machen einen Rechtsklick auf die Datei. Nun öffnet sich ein Menü, in welchem wir Kopieren auswählen.
Als nächstes begeben wir uns in unseren Arbeitsordner (ggf. müssen wir diesen vorher noch erstellen). Wir machen einen Rechtsklick und wählen die Option Objekt einsetzen aus.
Die Datei ist nun im Arbeitsordner gespeichert; wir können sie nun auch aus dem Download-Ordner löschen. Jetzt öffnen wir RStudio, um die Datei einzulesen.
Eine Variante, Daten in R ganz ohne Code zu importieren, ist es, das Icon Import Dataset zu nutzen. Dieses finden wir im rechten oberen Panel bei Environment.
Nun klicken wir auf From CSV. Daraufhin öffnet sich ein Fenster, in dem wir verschiedene Optionen zum Einlesen haben.
In neueren RStudio-Versionen gibt es die Optionen From Text (base) und From Text (readr) (anstatt zusammengefasst From CSV). Beides kann genutzt werden, um .csv-Dateien einzulesen. base ist ein Standardpaket, welches in R von Beginn an vorinstalliert ist. Um readr nutzen zu können, müssen wir erst das gleichnamige Paket herunterladen. Die nachfolgend genannten Schritte beziehen sich auf die Benutzung von From Text (readr); das Fenster bei From Text (base) sieht auch anders aus.
Nachdem wir eine Option ausgewählt haben, öffnet sich ein Fenster, in welchem wir die gewünschte Datei in unserem Arbeitsordner auswählen können.
Dann öffnet sich ein neues Fenster, welches eine Vorschau beinhaltet, die uns zeigt, wie die Datei mit den derzeitig festgelegten Optionen in R aussehen würde. Wenn es Probleme gibt (z.B. mit der Interpretation der Trennungszeichen), sehen wir das sofort an der Darstellung der Daten.
Zum Einlesen sind folgende Schritte nötig:
Wenn die Datei neuro.csv erfolgreich eingelesen wurde, erscheint das neu erstellte Objekt neuro (oder welchen anderen Namen wir dem Objekt gegeben haben) im rechten oberen Panel bei Environment.
Schauen wir uns einen weiteren Weg an, mit der Benutzeroberfläche der Entwicklungsumgebung RStudio Dateien einzulesen.
Das Vorgehen hier ist weitestgehend analog zu Weg 1.
Wir klicken auf die Datei neuro.csv in unserem Arbeitsordner und dann auf die Option Import Dataset.
Es öffnet sich (weitestgehend) das gleiche Fenster wie in Weg 1.
Wir haben hier mit Hilfe der Vorschau wieder die Möglichkeit vor dem Einlesen zu Überprüfen, ob die Datei von R richtig repräsentiert wird. Die meisten Probleme hängen mit den Trennungszeichen zwischen den einzelnen Datenelementen zusammen. Diese Option können wir unter Delimiter anpassen. Stimmt die Vorschau mit unseren Erwartungen überein, können wir rechts unten auf Importieren klicken.
Im Workspace sollten wir nun den eben eingelesenen Dataframe neuro finden.
Funktionen
Auch wenn Möglichkeiten existieren, Dateien mithilfe der Benutzeroberfläche von RStudio einzulesen, ist es ratsam, auch einmal selbst Funktionen zu nutzen. Für die meisten Arbeiten in R nutzen wir nämlich Funktionen.
Welche Funktion hierfür angebracht ist, hängt von der Struktur der Datei ab. Nachfolgend schauen wir uns an, welche Funktionen wir für .csv, .txt und .dat nutzen können.
# nutzbare Funktionen zum Einlesen von .csv, .txt. und .dat
daten <- read.table("Dateipfad/neuro.csv")
daten <- read.delim("Dateipfad/neuro.csv")
daten <- read.csv("Dateipfad/neuro.csv")
Unter Windows können wir auf shift drücken und dann einen Rechtsklick auf die Datei machen. Nun öffnet sich ein Menü, in welchem wir Als Dateipfad kopieren auswählen. Wichtig dabei ist, dass wir noch alle \ (backslashes) aus dem kopierten Pfad in / (forwardslashes) ändern müssen.
Unter Mac können wir die Tastaturkürzel alt + cmd + c nutzen, um unseren Dateipfad zu kopieren.
Diese drei Funktionen sind sehr ähnlich aufgebaut. Sind haben aber teilweise unterschiedliche Voreinstellungen (sog. “Defaults”). Zum Beispiel nimmt read.csv()
an, dass einzelne Datenelemente mit Kommata (Default: sep=","
) getrennt werden. Dafür werden bei read.table()
standarmäßig Spaltennamen nicht eingelesen (Default: header=FALSE
).
Alle Funktionsdefinitionen (mit Defaults) finden wir in der R-Dokumentation, die wir im unteren rechten Panel bei Help finden. Alternativ können wir sie auch mit der Hilfefunktion ?
, z.B. ?read.table
, öffnen.
In Abhängigkeit der Speicherung der Dateien müssen wir manchmal den Parametern der Funktionen andere Argumente übergeben. Die zwei wichtigsten Parameter sind header
und sep
.
header
TRUE
oder FALSE
möglichheader = FALSE
festgelegt ist, stehen diese in der ersten Zeile und die Spalten werden alternativ mit V1
, V2
, V3
, … benannt.sep
,
), Semikolon (,
) und Freizeichen (
) möglichEs kann dabei sein, dass unterschiedliche Personen zum korrekten Einlesen derselben Datei andere Argumenten nutzen. Das kann auf unterschiedliche Betriebssysteme oder Programme zum Öffnen der Dateien zurückzuführen sein.
Wenn wir den Dataframe eingelesen haben, erscheint er im Environment.
Um in Erfahrung zu bringen, welche Argumente wir nutzen müssen, um die Daten korrekt einzulesen, können wir einen Trial-and-Error Ansatz verwenden:
Wir lesen die Datei erstmal ohne Spezifikation von Argumenten ein z.B. mit read.table("Dateipfad")
.
Dann schauen wir uns die Datei in R ein und beurteilen, ob diese korrekt angezeigt wird. Schauen wir uns dazu beispielhaft einmal folgende .csv-Datei an:
V1 |
---|
uni,satis_uni,residence,satis_location_uni |
FU,5.5130602101329025,S,4.4057101367098666 |
FU,7.233871516077954,Z,5.760182068473526 |
HU,12.890984224974451,Z,7.205686095942897 |
HU,8.691844540148681,Z,5.2505748559609025 |
FU,5.136949092682058,N,5.421972864044606 |
header=TRUE
nutzen, damit die Spaltennamen als solche übernommen werden.sep=","
benutzen, damit die Spalten korrekt getrennt werden.read.table("Dateipfad", header=TRUE, sep=",")
uni | satis_uni | residence | satis_location_uni |
---|---|---|---|
FU | 5.513060 | S | 4.405710 |
FU | 7.233872 | Z | 5.760182 |
HU | 12.890984 | Z | 7.205686 |
HU | 8.691845 | Z | 5.250575 |
FU | 5.136949 | N | 5.421973 |
HU | 7.777371 | O | 6.593942 |
Nun wird die Datei korrekt dargestellt.
Um eine möglichst exakte Replikation der Funktionen zu gewährleisten gibt es im folgenden relevante Angaben zum System (R-Version, Betriebssystem, geladene Pakete mit Angaben zur Version), mit welchem diese Seite erstellt wurde.
R version 4.0.3 (2020-10-10)
Platform: x86_64-pc-linux-gnu (64-bit)
Running under: Ubuntu 20.04.1 LTS
Matrix products: default
BLAS: /usr/lib/x86_64-linux-gnu/blas/libblas.so.3.9.0
LAPACK: /usr/lib/x86_64-linux-gnu/lapack/liblapack.so.3.9.0
locale:
[1] LC_CTYPE=de_DE.UTF-8 LC_NUMERIC=C
[3] LC_TIME=de_DE.UTF-8 LC_COLLATE=de_DE.UTF-8
[5] LC_MONETARY=de_DE.UTF-8 LC_MESSAGES=de_DE.UTF-8
[7] LC_PAPER=de_DE.UTF-8 LC_NAME=C
[9] LC_ADDRESS=C LC_TELEPHONE=C
[11] LC_MEASUREMENT=de_DE.UTF-8 LC_IDENTIFICATION=C
attached base packages:
[1] stats graphics grDevices utils datasets methods
[7] base
other attached packages:
[1] knitr_1.31
loaded via a namespace (and not attached):
[1] fansi_0.4.2 digest_0.6.27 magrittr_2.0.1
[4] evaluate_0.14 highr_0.8 rlang_0.4.10
[7] stringi_1.5.3 vctrs_0.3.6 rmarkdown_2.6
[10] distill_1.2 tools_4.0.3 stringr_1.4.0
[13] xfun_0.20 yaml_2.2.1 compiler_4.0.3
[16] htmltools_0.5.1.1 downlit_0.2.1
Für Informationen zur Interpretation dieses Outputs schaut auch den Abschnitt Replizierbarkeit von Analysen des Kapitels zu Paketen an.